Interviews mit Absolventen, Teil 29: Natascha Kliewer

natascha Kliewer

Nata­scha, wir haben ja vor ein paar Jah­ren schon mal an die­ser Stel­le ein Inter­view geführt — damals hat­test du dich frisch als Coa­chin selbst­stän­dig gemacht. Nun hast du mit einem neu­en Kon­zept qua­si „neu erfun­den“. Wie kam es dazu?
 
Rich­tig, das war 2018 kurz nach­dem ich mei­ne Coa­ching-Aus­bil­dung bei chan­ge con­cepts 2017 been­det hat­te. Ich war so begeis­tert von dem, was ich gelernt hat­te, dass ich es mög­lichst schnell auch anwen­den woll­te. Da mei­ne Uni­zeit noch nicht lan­ge her war, lag es für mich nahe, mit jun­gen Leu­ten zu arbei­ten und sie bei Ihren Her­aus­for­de­run­gen im Hoch­schul­all­tag zu unter­stüt­zen. Es stell­te sich jedoch recht schnell her­aus, dass der Bedarf und die Bereit­schaft für pro­fes­sio­nel­le Beglei­tung zu bezah­len, in die­ser Ziel­grup­pe nicht gege­ben waren. Und so rich­tig konn­te ich mich mit dem The­ma nie iden­ti­fi­zie­ren. Dazu hat­te ich einen fes­ten Job und konn­te das Pro­jekt Selbst­stän­dig­keit nur „halb­her­zig“ ange­hen. So stell­te ich es nach ca. 2 Jah­ren wie­der ein.

Doch der Wunsch, als Coach arbei­ten zu wol­len war wei­ter vor­han­den und über all die Jah­re hat­te mich mein Her­zens­pro­jekt nie los­ge­las­sen: Men­schen in einer gesun­den Ernäh­rungs­wei­se zu unterstützen.

 
 
Das klingt ja span­nend. Was machst du denn jetzt genau?
 
Um die Fra­ge zu beant­wor­ten, muss ich ein biss­chen aus­ho­len. Ich selbst hat­te jah­re­lang eine schwe­re Ess­stö­rung, von der ich gene­sen konn­te und schon in der Coa­ching-Aus­bil­dung das Poten­ti­al von Coa­ching erkannt: eine Gewichts­ab­nah­me lie­be­voll und pro­fes­sio­nell zu beglei­ten. Doch fehl­te mir zum dama­li­gen Zeit­punkt ein biss­chen der Mut, mich damit zu zei­gen. Außer­dem braucht es noch ein wenig Zeit, um einen ange­mes­sen Abstand zu dem The­ma her­stel­len zu können. 
 
Über „gesun­de“ Ernäh­rung gibt es unglaub­lich vie­le Infor­ma­tio­nen, teil­wei­se auch wider­sprüch­li­che, im Netz und den Medi­en zu fin­den. Mein Ein­druck ist, dass die Men­schen, mit denen ich jetzt arbei­ten darf, recht viel wis­sen, jedoch manch­mal ob der vie­len Infor­ma­tio­nen den Über­blick ver­lie­ren. Ich erle­be eine Über­for­de­rung, sich im Ernäh­rungs­dschun­gel zurecht zu fin­den. Man soll kei­ne Diät machen, aber irgend­wie sol­len die Kilos doch run­ter. Mit mei­nem sugarMEfree–Ernährungscoaching brin­gen wir ein Sys­tem in den Abnehm­pro­zess, an dem die Kli­en­t/-innen sich ori­en­tie­ren kön­nen. In fünf Schrit­ten nähern wir uns der intui­ti­ven Ernäh­rung. Außer­dem haben wir die Chan­ce, in den Coa­ching-Ses­si­on hin­ter die zusätz­li­chen Pfun­de und Kilos zu schau­en. Alte Glau­bens­sät­ze, Gewohn­hei­ten, Scham­ge­füh­le, und das Gefühl, „es nie zu schaf­fen“ kön­nen dem gesun­den Abnehm­pro­zess im Wege ste­hen und ver­hin­dern, dass wir die läs­ti­gen Kilos loswerden.
 
Eine gro­ße Säu­le mei­nes Coa­chings ist das The­ma Zucker­frei­heit – daher auch der Name sug­ar­ME­free. Es geht dar­um, die Frei­heit über den Kon­sum von Zucker und zucker­hal­ti­gen Nah­rungs­mit­teln wie­der selbst ent­schei­den zu kön­nen. Zu ler­nen, was es bedeu­tet, wie­der auf den eige­nen Kör­per zu hören. Gera­de mit zucker­hal­ti­gen Nah­rungs­mit­teln kön­nen wir Gefüh­le zwar wun­der­bar kom­pen­sie­ren­wenn wir uns mies füh­len – Scho­ko­la­de und Gum­mi­bär­chen sind nicht umsonst die Wohl­fühl-Nah­rungs­mit­tel. Doch hier schau­en wir hin­ter die Schutz­mau­er, die unser Kör­per für uns errich­tet hat und lösen die Schmacht nach Süßem suk­zes­si­ve auf. Es ist immer wie­der beein­dru­ckend zu sehen, wie sich die Wahr­neh­mung posi­tiv ver­än­dert, sobald der Zucker ein­mal aus dem Kör­per ist.
 
In der Bezie­hung zu mei­nen Kli­en­ten spielt es eine gro­ße Rol­le, dass ich ihre Pro­ble­me ken­ne und nach­voll­zie­hen kann. Denn anders als in einer „rei­nen“ Ernäh­rungs­be­ra­tung, in der schwer­punkt­mä­ßig Anlei­tung und Wis­sen ver­mit­telt wird, arbei­ten wir z.B . mit Visio­nen und las­sen Vor­stel­lun­gen und Wün­sche leben­dig und real wer­den. Wer bin ich, wenn ich schlank und gesund bin? Wie ver­hal­te ich mich, bin ich noch der glei­che Mensch? Sol­che Fra­gen trei­ben mei­ne Kli­en­t/-innen um und kön­nen z. B. durch Abnehm­medi­ta­tio­nen oder ‑hyp­no­sen wun­der­bar visua­li­siert wer­den. Irgend­wann kommt der Punkt, an dem Sug­ges­ti­on und Rea­li­tät eins wer­den. Dann haben wir einen unglaub­lich gro­ßen Schritt nach vor­ne gemacht – und die Kilos pur­zeln fast von allein. 
 
Und was ist aus dei­nem bis­he­ri­gen Kon­zept geworden?

Mein bis­he­ri­ges Kon­zept habe ich 2020 auf­ge­ge­ben, um mich neu zu ori­en­tie­ren. Und ich bin sehr zufrie­den mit dem Weg, den ich gewählt habe und gleich­zei­tig bin ich dank­bar um all die Erfah­run­gen, die ich sam­meln durf­te. Als Coach selbst­stän­dig zu sein, bedeu­tet ja nicht, den gan­zen Tag zu coa­chen. Man wächst in die Unternehmer*innenrolle rein, lernt Akqui­se, Posi­tio­nie­rung,  Buch­hal­tung und vie­les mehr. Für mich ist die Selbst­stän­dig­keit auch eine span­nen­de Rei­se, in der ich mich regel­mä­ßig neu erfin­den darf und mich auch mit einen Glau­bens­sät­zen und Hür­den kon­fron­tiert sehe, an denen ich wach­sen kann.

www.nataschakliewer.de