Natascha, wir haben ja vor ein paar Jahren schon mal an dieser Stelle ein Interview geführt — damals hattest du dich frisch als Coachin selbstständig gemacht. Nun hast du mit einem neuen Konzept quasi „neu erfunden“. Wie kam es dazu?
Richtig, das war 2018 kurz nachdem ich meine Coaching-Ausbildung bei change concepts 2017 beendet hatte. Ich war so begeistert von dem, was ich gelernt hatte, dass ich es möglichst schnell auch anwenden wollte. Da meine Unizeit noch nicht lange her war, lag es für mich nahe, mit jungen Leuten zu arbeiten und sie bei Ihren Herausforderungen im Hochschulalltag zu unterstützen. Es stellte sich jedoch recht schnell heraus, dass der Bedarf und die Bereitschaft für professionelle Begleitung zu bezahlen, in dieser Zielgruppe nicht gegeben waren. Und so richtig konnte ich mich mit dem Thema nie identifizieren. Dazu hatte ich einen festen Job und konnte das Projekt Selbstständigkeit nur „halbherzig“ angehen. So stellte ich es nach ca. 2 Jahren wieder ein.
Doch der Wunsch, als Coach arbeiten zu wollen war weiter vorhanden und über all die Jahre hatte mich mein Herzensprojekt nie losgelassen: Menschen in einer gesunden Ernährungsweise zu unterstützen.
Das klingt ja spannend. Was machst du denn jetzt genau?
Um die Frage zu beantworten, muss ich ein bisschen ausholen. Ich selbst hatte jahrelang eine schwere Essstörung, von der ich genesen konnte und schon in der Coaching-Ausbildung das Potential von Coaching erkannt: eine Gewichtsabnahme liebevoll und professionell zu begleiten. Doch fehlte mir zum damaligen Zeitpunkt ein bisschen der Mut, mich damit zu zeigen. Außerdem braucht es noch ein wenig Zeit, um einen angemessen Abstand zu dem Thema herstellen zu können.
Über „gesunde“ Ernährung gibt es unglaublich viele Informationen, teilweise auch widersprüchliche, im Netz und den Medien zu finden. Mein Eindruck ist, dass die Menschen, mit denen ich jetzt arbeiten darf, recht viel wissen, jedoch manchmal ob der vielen Informationen den Überblick verlieren. Ich erlebe eine Überforderung, sich im Ernährungsdschungel zurecht zu finden. Man soll keine Diät machen, aber irgendwie sollen die Kilos doch runter. Mit meinem sugarMEfree–Ernährungscoaching bringen wir ein System in den Abnehmprozess, an dem die Klient/-innen sich orientieren können. In fünf Schritten nähern wir uns der intuitiven Ernährung. Außerdem haben wir die Chance, in den Coaching-Session hinter die zusätzlichen Pfunde und Kilos zu schauen. Alte Glaubenssätze, Gewohnheiten, Schamgefühle, und das Gefühl, „es nie zu schaffen“ können dem gesunden Abnehmprozess im Wege stehen und verhindern, dass wir die lästigen Kilos loswerden.
Eine große Säule meines Coachings ist das Thema Zuckerfreiheit – daher auch der Name sugarMEfree. Es geht darum, die Freiheit über den Konsum von Zucker und zuckerhaltigen Nahrungsmitteln wieder selbst entscheiden zu können. Zu lernen, was es bedeutet, wieder auf den eigenen Körper zu hören. Gerade mit zuckerhaltigen Nahrungsmitteln können wir Gefühle zwar wunderbar kompensierenwenn wir uns mies fühlen – Schokolade und Gummibärchen sind nicht umsonst die Wohlfühl-Nahrungsmittel. Doch hier schauen wir hinter die Schutzmauer, die unser Körper für uns errichtet hat und lösen die Schmacht nach Süßem sukzessive auf. Es ist immer wieder beeindruckend zu sehen, wie sich die Wahrnehmung positiv verändert, sobald der Zucker einmal aus dem Körper ist.
In der Beziehung zu meinen Klienten spielt es eine große Rolle, dass ich ihre Probleme kenne und nachvollziehen kann. Denn anders als in einer „reinen“ Ernährungsberatung, in der schwerpunktmäßig Anleitung und Wissen vermittelt wird, arbeiten wir z.B . mit Visionen und lassen Vorstellungen und Wünsche lebendig und real werden. Wer bin ich, wenn ich schlank und gesund bin? Wie verhalte ich mich, bin ich noch der gleiche Mensch? Solche Fragen treiben meine Klient/-innen um und können z. B. durch Abnehmmeditationen oder ‑hypnosen wunderbar visualisiert werden. Irgendwann kommt der Punkt, an dem Suggestion und Realität eins werden. Dann haben wir einen unglaublich großen Schritt nach vorne gemacht – und die Kilos purzeln fast von allein.
Und was ist aus deinem bisherigen Konzept geworden?
Mein bisheriges Konzept habe ich 2020 aufgegeben, um mich neu zu orientieren. Und ich bin sehr zufrieden mit dem Weg, den ich gewählt habe und gleichzeitig bin ich dankbar um all die Erfahrungen, die ich sammeln durfte. Als Coach selbstständig zu sein, bedeutet ja nicht, den ganzen Tag zu coachen. Man wächst in die Unternehmer*innenrolle rein, lernt Akquise, Positionierung, Buchhaltung und vieles mehr. Für mich ist die Selbstständigkeit auch eine spannende Reise, in der ich mich regelmäßig neu erfinden darf und mich auch mit einen Glaubenssätzen und Hürden konfrontiert sehe, an denen ich wachsen kann.