Jens, nach deiner Coach-Ausbildung bei change concepts hast du dich als Coach selbstständig gemacht. Wann war das genau und was bietest du genau an? Wer ist deine Zielgruppe? Was macht dich als Coach aus?
Schon direkt nach dem Abschluss der Coach-Ausbildung bei change concepts habe ich mit Vorbereitungen für meine selbstständige Tätigkeit als Coach begonnen. Nach und nach wurde meine Vorstellung darüber, was ich eigentlich anbieten möchte, immer konkreter. Ich arbeite als Naturcoach! Für meine Coachings nutze ich die Natur. Das heißt, ich führe die Coachings in der Regel im Wald durch. Hier kann ich die Vorteile gegenüber geschlossenen Räumen direkt nutzen (ohne dabei ins Esoterische abzugleiten): Abstand zum Alltag, mehr Sauerstoff, besser vernetzte Gehirnhälften, innere Ruhe, mehr kreative Energie, der Coachee macht sich im wahrsten Sinne des Wortes auf den Weg, wir blicken zurück und in die Zukunft, … Es gibt so viele Gründe, die für ein Coaching in der Natur sprechen, dass ich sie hier nicht alle aufführen kann.
Entsprechend definiere ich auch meine Zielgruppe: Menschen mit einem positiven Bezug zur Natur, die sich in Entscheidungssituationen oder aber in Situationen befinden, in denen eine (Neu-)Orientierung notwendig ist.
Mich als Coach macht aus, dass Menschen mir rasch vertrauen. Ich kann mich gut in die individuellen Landkarten der Coachees eindenken. Und mit dem Natur-Coaching bin ich authentisch. Ich mache das, was ich gerne mache, dort, wo ich gerne bin.
Wie lief das so mit der Existenzgründung? Was hat dir geholfen und welchen Herausforderungen hast du gegenüber gestanden?
Zunächst einmal habe ich viele Gespräche mit Freunden geführt, die sich schon selbstständig gemacht hatten oder aber auch gerade in der Gründungsphase waren. Aus diesen Gesprächen haben sich auch Tipps bspw. für Steuerberater oder Website-Gestaltung ergeben. Dazu habe ich Existenzgründungsseminare der IHK besucht. Die waren kostenfrei bis sehr günstig und haben sich auf jeden Fall gelohnt.
Mir war aber auch klar, dass ich mit der Ausbildung von change concepts „nur“ eine Grundausbildung durchlaufen hatte. Ich wollte mich mehr spezialisieren, so dass ich noch eine Weiterqualifizierung zum Naturcoach absolviert habe. Erst so fühlte ich mich fit genug, Coachings in der Natur durchzuführen.
Der Dreh- und Angelpunkt ist allerdings die Kunden-Akquise bzw. die Vertriebsarbeit. Die Teilnahme an Netzwerktreffen helfen mir hier, Kontakte aufzubauen und mich überhaupt ins Gespräch zu bringen. Denn eines war mir gleich klar: Das Land hat nicht auf mich als Coach gewartet. Es braucht schon einen gewissen Bekanntheitsgrad, um Aufträge generieren zu können. Hier ist sicher auch meine Achillesferse, denn für die Vertriebsarbeit nehme ich mir häufig nicht genug Zeit.
Da ich aber „nur“ nebenberuflich als Coach arbeite, verspüre ich keinen wirtschaftlichen Druck, unbedingt erfolgreich sein zu müssen. Das macht es für mich deutlich angenehmer. Ansonsten hätte ich den Sprung in die Selbstständigkeit wohl auch nicht gewagt.
Kannst du heute von deiner Arbeit im Coaching leben? Zu wie viel Prozent etwa?
Von meiner Tätigkeit als Coach alleine kann ich aktuell nicht leben. Die Auftragssituation schwankt auch (noch) stark. Ich würde sagen, dass ich etwa 10 bis 20 Prozent meines Lebensunterhaltes durch das Coaching verdiene.
Planst du, mittel- oder langfristig ganz selbsttändig zu sein?
Für mich ist das kein Thema. Dadurch würde der Druck, vertrieblich erfolgreich sein zu müssen, für mich zu groß werden. Das würde mir den Spaß am Coaching verderben. Insgesamt denke ich, dass es schwierig ist, ausschließlich von einer Tätigkeit als Coach leben zu können. Vorstellen könnte ich mir eine Kombination von Coaching-Tätigkeiten mit Seminaren. Aber das ist noch nicht zu Ende gedacht.
Alles zusammen genommen – würdest du den Schritt der Existenzgründung wieder tun?
Der Schritt in die Selbstständigkeit war für mich wichtig und richtig. Auch, wenn ich es mir zu Beginn einfacher vorgestellt habe. Der Euphorie ist Ernüchterung gewichen. Trotzdem ist es wichtig für mich, als Coach zu arbeiten. Es macht mir Spaß und verbindet viele Dinge, die ich sehr gerne mache.
Zum Abschluss: Welchen Tipp kannst du anderen Menschen geben, die über eine Selbstständigkeit als Coach nachdenken?
Sprecht mit anderen Menschen, die sich schon selbstständig gemacht haben, und lernt von ihnen, worauf es ankommt. Schärft Euer Profil und Euer Angebot, denn es gibt sehr viele Coachs. Warum sollen die Coachees gerade zu Euch kommen? Was macht Ihr anders oder besser als andere? Überlegt Euch, wie Ihr an Coachees kommen könnt, wo Ihr Eure Zielgruppe findet. Bevor Ihr Euch in Vollzeit selbständig macht, probiert es nebenberuflich. Zu Beginn werdet Ihr wahrscheinlich noch nicht ausgebucht sein mit Coaching-Aufträgen. Und so habt Ihr noch ein zweites Standbein/Einkommen.
Danke dir für das spannende Interview, Jens!