Liebe Astrid Hagenau,
Nach deiner Coach-Ausbildung bei change concepts hast du dich als Coach selbständig gemacht. Wann war das genau und was bietest du genau an? Wer ist deine Zielgruppe? Was macht dich als Coach aus?
Ein paar Monate nach meiner Ausbildung bei change concepts, also im Sommer 2015, habe ich mich zusammen mit meiner Schwester mit dem Unternehmen „Stimmste?! — Institut für Stimme & Persönlichkeit“ selbstständig gemacht. Wir bieten in erster Linie Stimm- und Sprechtraining im B2B-Bereich an.
Zu uns kommen Menschen, die ihre Stimme in großem Ausmaß brauchen — sei es um zu präsentieren, Vorträge zu halten, Meetings zu moderieren, Teams zu leiten oder Gespräche zu führen.
Oftmals ist es der Wunsch, die Stimme und Körpersprache bewusster einzusetzen, der unsere Klienten antreibt, für ein Training oder Coaching zu uns zu kommen bzw. uns für die Mitarbeiter eines Unternehmens einzuladen. Viele sind sich ihrer Wirkung auf ihre Gesprächspartner nicht bewusst und wünschen sich einen Spiegel, andere kennen die Schattenseiten ihrer Wirkung nur zu genau und möchten diese gerne verändern.
Da die Arbeit an der Stimme immer auch mit der Persönlichkeit verknüpft ist, kann ich die Methoden, Erfahrungen und das Hintergrundwissen meines ursprünglich erlernten Berufs — Logopädin — optimal mit dem Wissen, der Grundhaltung und den Tools aus der Coaching-Ausbildung verbinden. Dadurch kann ich gleichzeitig an der Persönlichkeit und der Stimme arbeiten, wodurch ich mit meinen Klienten schneller und effektiver Ergebnisse erzielen kann und der Alltagstransfer gesichert ist.
Wie lief das so mit der Existenzgründung? Was hat dir geholfen und welchen Herausforderungen hast du gegenüber gestanden?
Wir haben unseren Businessplan im Rahmen des AC-Quadrat-Gründungswettbewerbs geschrieben und danach direkt in die Tat umgesetzt. Dadurch hatten wir großartige Unterstützung von verschiedenen Fachleuten und vor allem Termine, zu denen bestimmte Teile des Plans fertig sein mussten. Diese Deadlines haben uns geholfen, fokussiert und konsequent an dem Plan zu arbeiten, obwohl wir beide parallel in Anstellungsverhältnissen bzw. anderer selbstständiger Tätigkeit gearbeitet haben. Der Businessplan hat uns außerdem gezwungen, uns auch mit den eher unangenehmen Themen zu beschäftigen — Finanzplanung oder definierte Zielgruppen beispielsweise … Der Austausch mit anderen Existenzgründern und Gründungsberatern hat uns dabei sehr geholfen.
Herausfordernd und ein längerer Prozess war auch die Veränderung des eigenen Mindsets vom angestellten Therapeuten — für jemand anderen arbeiten, finanzielle Sicherheit, vorgegebene Strukturen, dem Patienten Übungen/Wissen vorgeben und anleiten — zu der neuen Rolle als Coach — mit einer neuen inneren Haltung Prozessbegleiter sein, sich selbst und die eigenen Themen ganz zurücknehmen, Impulsgeber sein, damit der Klient selbst zur Lösung findet.
In einem nächsten Schritt galt es dann, die Vereinbarkeit der neue Rolle als Coach mit der Rolle des selbstständigen Unternehmers zu meistern: Sichtbar sein, offensiv potenzielle Kunden ansprechen, Vernetzung mit interessanten Kooperationspartnern … um nur einige Beispiele zu nennen.
Kannst du heute von deiner Arbeit im Coaching leben? Zu wie viel Prozent etwa?
Da das reine Coaching nur ein Teil in unserem Portfolio ist, ist die Frage nicht so einfach zu beantworten. Alleine vom Coaching könnte ich noch nicht leben — das macht nur zu einem kleinen Anteil unseren Umsatz aus.
Alles zusammen genommen – würdest du den Schritt der Existenzgründung wieder tun?
Ein klares JA! Ich bin sehr dankbar für die gewonnene Freiheit, die Flexibilität und die Möglichkeit, eigenen Ideen direkt umzusetzen. Die Arbeit mit so vielen verschiedenen Menschen an Stimme und Persönlichkeit und das Auslösen und Beobachten von positiven Veränderungen in anderen Menschen macht mir unglaublich viel Spaß.
Zum Abschluss: Welchen Tipp kannst du anderen Menschen geben, die über eine Selbständigkeit als Coach nachdenken?
Nimm Dir die Zeit und überlege genau, welche Kunden Du gerne haben möchtest und was Du diesen Kunden geben kannst. Eine klare Positionierung ist unglaublich wichtig. Und erzähle Deine Idee. Suche Dir Netzwerke mit Existenzgründern oder Unternehmern — Feedback zur Unternehmensidee kann Gold wert sein :-)