In zwei Blog-Beiträgen gebe ich eine Einführung in das Thema „Professionalisierung im Coaching.“ Der erste Teil behandelt vor allem die Frage, was die Begriffe „Professionalisierung“ bzw. „Profession“ eigentlich bedeuten.
Jeder seriöse Coach bildet sich regelmäßig weiter und arbeitet auch sonst, z. B. durch Supervision, ständig an seiner beruflichen und persönlichen Weiterentwicklung. Deswegen führen viele auch den Begriff der Professionalisierung im Mund. „Ich will mich weiter professionalisieren,“ so hört man dann von Kollegen, „deswegen mache ich dieses Jahr eine Weiterbildung in der Methode X!“
So weit, so gut. Der Begriff der Professionalisierung geht jedoch deutlich weiter als die individuelle Weiterentwicklung als Coach. Professionalisierung meint die Entwicklung eines Berufsstandes oder einer Branche zu einer Profession. Unter einer Profession versteht man einen Beruf, der sich durch bestimmte Merkmale auszeichnet, wie u. a.:
- Eine in der Regel selbständige Tätigkeit
- Ein hohes Qualitätsniveau der geleisteten Arbeit
- Ein hohes gesellschaftliches Ansehen
- Ein hohes Fachwissen und eine in der Regel akademische Ausbildung
- Einen klaren Wertekanon und klare berufsständische Regeln im Bereich der Ethik
- Eine weitgehende Selbstkontrolle der Berufsverbände bzgl. der Einhaltung ethischer Normen, aber auch der Zulassung von Kollegen zur Berufsausübung
- Eine daraus resultierende weitgehende Übertragung staatlicher Kontrollfunktionen auf die Berufsverbände
- Eine große Autonomie in der Berufsausübung
- Einen Tätigkeitsbereich mit Aufgaben von gemeinnütziger Bedeutung
Klassische Professionen sind beispielsweise die Ärzte (inkl. Zahn- und Tierärzte), Apotheker, Rechtsanwälte und Architekten.
Die seriösen Berufsverbände des Coachs, allen voran der DBVC und der DCV, arbeiten seit Jahren an einer Professionalisierung des Berufsstandes. Auch uns bei change concepts ist die Professionalisierung ein wichtiges Anliegen. Hier könnte es für uns darum gehen,
- Qualitätsstandards zu sichern und anzuheben,
- eine allgemein verbindliche Ethik zu schaffen,
- dabei im Zweifel bei Verstößen auch Konsequenzen schaffen zu können
- Betroffenen von Verstößen gegen die Ethik Ansprechpartner zu nennen (Schiedsstelle o.ä.)
- verbindliche (Mindest-) Standards für Ausbildungen einzuführen
- Unseren Berufsstand vor Trittbrettfahrern zu schützen
- (Mindest-) Honorare festzulegen, die ein wirtschaftlich auskömmliches Arbeiten ermöglichen und ggf. für wirtschaftlich schwache Kundengruppen auch Fördermittel abrufbar machen zu können
Im zweiten Teil dieser Reihe wird es vor allem darum gehen, welchen Nutzen die Professionalisierung für uns als Coachs bietet.