Schulte, Thomas: Der Weg zum professionellen Coach – Coaching für Fortgeschrittene. Gebunden, 208 Seiten; BELTZ-Verlag, 2013, 34,95 €
Vorweg gesagt: Das Buch des Führungskräftecoachs und Autors mehrerer Fachbücher ist ein sehr streitbares, aber auch ein offenes und persönliches.
Ausgehend von seinem persönlichen Ringen um den eigenen (oder „richtigen“?) Weg im Coaching hinterfragt der Autor im ersten Kapitel „Unfug und Halbwahrheiten im Coaching“ sechs sogenannte „Irrtümer“, die anderswo als Grundannahmen professionellen Coachings gelehrt oder in Büchern beschrieben werden.
Danach beschreibt er im rund 180 Seiten langen zweiten Kapitel seine eigenen „Grundlagen für ein professionelles Coaching und streift dabei Themen wie Bedürfnisse, Vertrauen, Respekt, Provokation, Nichtwissen, Ratschläge, Feedback, schwierige Themen im Coaching sowie die – insbesondere in systemischen Kreisen — stets „heißen Fragen“ nach Tools, Hypothesen und Agenden. Den Anhang bildet ein Literaturverzeichnis.
Wer sich schwer damit tut, lieb gewonnene „Richtigkeiten“ in Frage gestellt zu sehen, der ist mit diesem Buch nicht gut beraten. Denn es bleibt kaum ein Stein auf dem anderen im Gebäude des professionellen Coachings. Das ist an sich nichts Schlechtes, denn konstruierte und geglaubte Wahrheiten müssen in Frage gestellt werden dürfen. Dies kann die fachliche Diskussion und damit auch die Profession „Coach“ nur weiterbringen, egal wie am Ende das Ergebnis ausfällt. Insofern stellt auch der Autor viele gute und hilfreiche Fragen, auch wenn die eine oder andere so manchem Coach Schmerzen zu bereiten vermag.
Dennoch irritieren manchmal auch die Entschlossenheit und der Anspruch, mit denen der Autor auftritt. Und natürlich stellt sich auch die Frage, ob es nicht vielleicht doch einen Grund hat, dass die Branche über die Jahre des fachlichen Diskurses zu dem einen oder anderen professionellen Konsens gekommen ist.
change concepts-Fazit: Ein streitbares, zuweilen etwas polemisches Buch, welches grundlegende Überzeugungen und „Wahrheiten“ der Coaching-Branche hinterfragt und somit anregt, sich selbst als Coach zu hinterfragen und weiter zu entwickeln. Ob es sinnvoll ist, alles im Buch Geschriebene für bare Münze zu nehmen, ist fraglich.