Liebe Simone, nach deiner Coach-Ausbildung bei change concepts hast du dich selbständig gemacht. Wann war das genau und was bietest du genau an? Wer ist deine Zielgruppe? Was macht dich als Coach aus?
Dank deiner Ausbildung, die ich sehr genossen habe und bis heute gerne daran zurückdenke, habe ich mich 2010 als Unternehmensberaterin in Österreich selbständig gemacht. Mein Arbeitsort ist hauptsächlich in der Umgebung von Wien und im Rhein-Main-Gebiet. Als Basis gedient haben mir meine jahrelange Industrie-Erfahrung in der Medizinprodukte- und Pharmabranche, kombiniert mit der Ausbildung zum Coach und ebenso einer Zertifizierung zum Fachtrainer Wirtschafts- und Sozialkompetenz. Schon bei der Gründung meines Unternehmens profitlich training coaching concepts stand fest, dass dies auf drei Säulen stehen sollte: Coaching, Workshop-Moderationen und bei Bedarf Marketingunterstützung aufgrund meiner vorherigen Laufbahn.
Meine Zielgruppe sind vor allem Unternehmen in recht regulierten Bereichen (Pharma und Medizinprodukte, Gase-Hersteller, Finanzunternehmen, Lebensmittel). Hier sind es dann vorwiegend die Führungskräfte, mit denen ich sehr viel arbeite. Eine Herzensgruppe sind für mich die ganz „jungen“ Führungskräfte, die am Beginn oder sogar noch direkt vor ihrer Führungslaufbahn stehen. Diese im Sinne einer ressourcenvollen Arbeit bei dem Spagat „Vom Experten zur Führungskraft“ begleiten zu können und sie dabei zu unterstützen ihre Mitarbeiter kraftvoll zu führen, ist für mich eine echte Freude. Dabei bezieht sich „kraftvoll“ auf „eigene Kräfte erhalten“ und „Mitarbeiter bei Kräften zu halten“ in der heute so schnelllebigen, informations-intensiven und leistungsorientierten Arbeitswelt. Ein Stück Gesundheit in Unternehmen, ihrer Kultur und Zusammenarbeit zurückzugeben, finde ich lohnenswert. Mein eigener Slogan, der nur für mich selbst ausgesprochen war bei meiner Gründung lautet: „Gesund mit meinen Kunden voller Freude zusammenzuarbeiten“. So halte ich das bis heute.
Dazu gehört vor allem für mich immer die Berücksichtigung des Kontextes meiner Klienten und ihren Anliegen. Nur wenn etwas sinnvoll erscheint, kann es die notwendigen Umsetzungskräfte frei geben.
Was mich sonst noch als Coach ausmacht ist sicher meine Vorliebe für die „Macht der Sprache“, Achtsamkeit im Umgang mit mir und meinen Klienten, ich schätze den Einsatz von Wertschätzung, versehe Prozesse gerne mit Klarheit und Struktur und kann doch Flexibiltät darin ermöglichen. Zudem glaube ich, dass ich eine gewisse Gelassenheit und Zuversicht ausstrahle. Mein unerschütterlicher Glaube, dass meine Klienten alles besitzen, was sie für ihre Lösungen brauchen und wie eine Hebamme ihnen dabei zu helfen, es ans Tageslicht zu holen. Mit einem Schuss Humor, wenn meine Klienten ihn gerade gut gebrauchen können.
Wie lief das so mit der Existenzgründung? Was hat dir geholfen und welchen Herausforderungen hast du gegenüber gestanden?
In Österreich ist die Zulassung als Coach über zwei Wege reguliert. Es ist also kein freies Gewerbe wie in Deutschland:
a) Als diplomierter Lebens- und Sozialberater: Nach einer ca. 2,5 Jahre langen Ausbildung zum diplomierten Lebens- und Sozialberater ist man danach berechtigt, Privatpersonen in ihren persönlichen Lebensthemen zu coachen. Um der hohen Verantwortung dieser Arbeit zu entsprechen und den Ratsuchenden Schutz und Orientierungshilfe am “Psychologischen Markt” zu geben, wurde vom Gesetzgeber Lebens- und Sozialberatung im Jahr 1989 vom früher “freien” Gewerbe (d.h. keinerlei Befähigungsnachweis notwendig) in mehreren Schritten in ein “reglementiertes” Gewerbe umgewandelt.
b) Als Unternehmensberater: Hier muss man die Fähigkeit nachweisen ein Unternehmen zu führen. Dies geschieht entweder über die entsprechende Ausbildung als Unternehmensberater oder über einen individuellen Befähigungsnachweis über die bereits vorhandenen praktischen Erfahrung einer Unternehmensleitung. Mit dem Gewerbeschein als Unternehmensberater darf ich Personenkreise betrieblicher Umgebung coachen und beraten. Ich gehöre als Unternehmensberaterin der Wirtschaftskammer in Österreich an – dem Fachkreis Unternehmensberatung und Informationstechnologie.
Damit war der Weg in meinem Fall vorbestimmt – der individuelle Befähigungsnachweis über sämtliche erworbenen Qualifikationen und Erfahrungen (belegt über Arbeitszeugnisse) waren notwendig für den Gewerbeschein, um als Coach zu arbeiten. Dies ist verbunden mit der Vorlage bei der entsprechenden Behörde. Nach Erhalt des Gewerbeschein des reglementierten Gewerbes als Unternehmensberater konnte es losgehen.
Das klingt ja, verglichen mit unserer deutschen Rechtslage, dann doch etwas komplizierter und bürokratischer. Kannst du denn heute von deiner Arbeit im Coaching leben? Zu wie viel Prozent etwa?
Das war ja in dem Sinne kein Ziel! ;-) Von daher schwankt es zwischen 30%-50%.
Alles zusammen genommen – würdest du den Schritt der Existenzgründung wieder tun?
AUF JEDEN FALL! Es ist ausgesprochen belohnend. Und der Lohn kommt dabei in so vielen Varianten daher – mehr als nur finanzieller Natur!
Zum Abschluss: Welchen Tipp kannst du anderen Menschen geben, die über eine Selbständigkeit als Coach nachdenken?
Sich ausreichend Gedanken zu machen, zu wem man zu Beginn anschlussfähig erscheint, welche Themen zu mir als Coach passen, worin ich vielleicht auch mal als Sparring Partner fungieren kann. Dies hat sich in all den Jahren gezeigt, dass es oft gefragt wird. Dabei geht es wirklich um das Nutzen der Fachexpertise, Einschätzung von Situationen und nicht um meine persönlichen Meinungen.
Als ehemalige Marketeer kann ich auch empfehlen, sich wirklich die Zeit für einen Businessplan zu nehmen. Je klarer ich selbst eine Vorstellung habe, wo ich hin möchte, umso besser kann ich mich positionieren.
Zu guter Letzt: Resilienz aufbauen! Es ist nicht immer einfach, es gibt auch mal saure-Gurken-Zeiten und da hilft es, den Spaß an Geduld zu entwickeln, immer alles dafür tun, dass die Kunden gerne zu einem kommen, weil sie einen Nutzen entdecken.