Lieber Wilhelm, nach deiner Coaching-Ausbildung bei change concepts hast du dich als Coach selbständig gemacht. Wann war das genau und was bietest du genau an? Wer ist deine Zielgruppe? Was macht dich als Coach aus?
Das war circa ein halbes Jahr, nachdem ich meine Ausbildung bei Change Concepts abgeschlossen hatte. Klar, dazwischen lag ein wenig Zeit, in der ich an meinen Ideen und Konzepten gearbeitet habe. Und ab Herbst 2020 ging es dann so richtig los.
In meinen Coachings arbeite ich in meistens in 1:1‑Konstellationen oder mit kleineren Führungsteams. Der Ausgangspunkt dabei ist fast immer eine berufliche oder private Engpasssituation, wobei die übergänge häufig sehr fließend sind. Das kann beispielsweise ein Veränderungsprozess im Team sein, genauso wie ein privater Konflikt oder ein inneres Thema, an dem man sich irgendwie die Zähne ausbeißt.
Meine Zielgruppe ist dabei durchaus divers, denn die wichtigste Grundzutat für eine gute Zusammenarbeit ist eine tragfähige und vertrauensvolle Beziehung zwischen den Klient*innen und mir. Und die ist im Endeffekt unabhängig von irgendwelchen Demographien. Was meine Coachingprozesse ausmacht ist mein unerschütterlicher Glaube daran, dass es möglich ist! Was immer „es“ im Einzelfall auch sein mag – die Lösung eines Konflikts, das Erreichen eines Zieles, oder das Ablegen alter Muster und Glaubenssätze. Das Ganze gewürzt mit meiner rheinischen Bodenständigkeit und Lebensnähe, einer Prise Humor, viel Wertschätzung, viel Empathie – und voilá, dann bist du richtig bei mir.
Wie lief das so mit der Existenzgründung? Was hat dir geholfen und welchen Herausforderungen hast du gegenüber gestanden?
Für mich war klar, dass ich Schritt für Schritt in die Selbstständigkeit starten werde. “Let’s cross the bridge when we get there” war mein Motto zu Beginn. Mir Zeit zu lassen hat definitiv geholfen.
Klar, Herausforderungen gab es dennoch zuhauf: Die hohe Qualität meiner Arbeit war mir von Anfang an das Wichtigste. Bei change concepts haben wir alle eine sehr solide und hochwertige Coaching-Ausbildung genossen. Und dennoch braucht es durchaus eine Menge Mut, um mit seinem Angebot sozusagen „öffentlich“ zu werden. Als zweites war es manchmal durchaus schwer, die Dinge laufen zu lassen. An einer Website kann man beispielsweise sprichwörtlich “ewig” schrauben, ohne dass die x‑te Textveränderung noch irgendeine zählbare Qualitäätssteigerung bringen würde. Die dritte große Herausforderung ist das Zeitmanagement: Selbstständigkeit, Familie, Beruf — mitunter ein kompliziertes Puzzle. Aber es lohnt sich!
Kannst du heute von deiner Arbeit im Coaching leben? Zu wie viel Prozent etwa?
Aktuell stellt sich diese Frage für mich gar nicht. Ca. 70% meiner Arbeitszeit investiere ich als Personalentwickler in einem internationalen Konzern. Diese Arbeit schätze ich sehr. Schon allein, weil sie eine starke inhaltliche Nähe zu meiner selbstständigen Coaching-Tätigkeit hat. Und natürlich auch, weil sie eine sehr sichere Ausgangsbasis darstellt, die ganz unabhängig von meiner Arbeit als Coach funktioniert. Dennoch freue mich sehr zu erfahren, wie die Selbstständigkeit wächst und gute Früchte trägt.
Planst du, mittel- oder langfristig ganz selbständig zu sein?
Das wird die Zeit zeigen. Aktuell ist das aber nicht geplant. Schon allein, weil mein zweites Standbein ebenfalls viel Freude bereitet. Mitunter geht mein inneres Abwägen hin und her: Ich genieße die „freie“ Arbeit als Coach und dieses ganz unmittelbare (Mit-)Erleben, wie Klient*innen auf ihrem Weg vorankommen. Andererseits schätze ich die internationale Arbeit in meinem Angestelltenverhältnis. Spannend wird eher die Frage, ob ich irgendwann den Regler zwischen Selbstständigkeit und Angestelltenverhältnis nochmals in die eine oder andere Richtung verändern möchte.
Alles zusammen genommen – würdest du den Schritt der Existenzgründung wieder tun?
Auf jeden Fall. Es bereitet mir große Freude. Seine Fähigkeiten und Talente zur Anwendung zu bringen ist für sich genommen schon etwas sehr erfüllendes. Wenn dabei gleichzeitig „Gutes“ bewirkt wird, weil meine Klient*innen in ihrem persönlichen Anliegen einen Schritt weiter kommen, macht es das umso schöner.
Zum Abschluss: Welchen Tipp kannst du anderen Menschen geben, die über eine Selbständigkeit als Coach nachdenken?
Als erstes: Mit deiner Ausbildung verfügst du über alle Werkzeuge, um starten zu können. Also trau dich, denn es lohnt sich. Zu Beginn muss nicht alles klappen und schon gar nicht von jetzt auf gleich. Freu dich eher auf die Lernkurve, denn die ist wichtig. “Progress, not perfection.” Was eine meiner Grundhaltungen im Coaching ist, gilt also auch für die eigene Selbstständigkeit. Als zweites: Mir persönlich hilft eine gute Struktur, um den administrativen Teil meiner Arbeit einfach zu halten. Wie organisiere ich zum Beispiel meine Klient*innen-Akten, meine Ausgangsrechnungen, usw. Je einfacher ich es mir hier mache, desto mehr freie Kapazität habe ich für die eigentliche Coaching-Arbeit.