Liebe Katharina, nach deiner Coaching-Ausbildung bei change concepts hast du dich als Coach selbständig gemacht. Wann war das genau und was bietest du genau an? Wer ist deine Zielgruppe? Was macht dich als Coach aus?
Die Ausbildung habe ich 2016 abgeschlossen und sie hat mir vor allem viel Klarheit über mich, meine Werte und vor allem Ziele gebracht. Das habe ich eine ganze Zeit sacken lassen. Viel von den Ausbildungsinhalten konnte ich aufgrund Deiner sehr fundierten Wissensvermittlung direkt für meine hauptberufliche Marketingfunktion und innerhalb der Teamführung einsetzen.
Mit meiner eigenen Coaching-Selbstständigkeit habe ich mich ernsthaft erst zwei Jahre später auseinandergesetzt. Nachdem ich durch eine gesundheitliche Baustelle einmal mehr meine Leidenschaft zur Ernährung und damit auch meinen eigenen Coaching-Fokus gefunden hatte, entschloss ich mich, weitere Ausbildungen zur Spezialisierung als Food Coach aufzusetzen. Seitdem verfolge ich auch über meinen Ernährungsblog meine Mission, die Welt noch ein wenig gesünder zu machen ;-)
Aus Erfahrung am eigenen Leib weiß ich, wie erfolgreich Nahrungsmittel als Medizin(ersatz) funktionieren können! Daher besteht mein Coaching-Konzept heute aus einer ausgewogenen Mischung aus Ernährungsexpertise, systemischen Coaching-Methoden und einem Baukasten aus meinen eigenen gesundheitlichen „Baustellenerkenntnissen.“ Letztere bestätigen auch immer wieder meinem Fokus, in der Ernährungsberatung möglichst lösungsorientiert zu arbeiten und damit vor allem eines anzubieten: praktische Hilfe zur Selbsthilfe im Alltagstrott.
Oft geht es bei Ernährungsthemen nicht nur einfach ums gesunde Essen oder einem möglichst „bequemen“ Abnehmplan. Schlechtes Essen und Gewichtsprobleme sind vielmehr Nebenwirkungen und Symptome unserer Denk- und Verhaltensmuster. Ganz im Coaching-Sprech damit also Themen hinter größeren Themen und häufig vor allem unseren inneren Konflikten.
Neben einem individuellen Ernährungsplan lösen und „befrieden“ wir daher oft in meinen Coachings viele ambivalente Dimensionen und Teile in uns: Es beginnt mit dem Hunger, unserem Gewicht, führt über das Essen zur Gesundheit und endet nicht selten in Haltungs-und Identitätsklarheiten meiner Klienten im Umgang mit sich selbst.
Bei Bedarf baue ich auch Entspannungstechniken in Form von progressiver Muskelentspannung und autogenem Training ein. Aus Erfahrung eignen sie sich gut zur Musterunterbrechung und damit zur Überwindung von alten Ernährungsgewohnheiten.
Mit der Frage nach der Zielgruppe triggerst Du jetzt natürlich mein Marketingherz. Von einer anfangs genau definierten Zielgruppe habe ich mich aber in der Tat für meine Coaching-Praxis inzwischen gelöst. Wichtig für erfolgreiche Gespräche sind eigentlich „nur“ zwei Dinge: Die Chemie muss passen und mein Gegenüber muss bereit sein für eine ehrliche, nicht immer bequeme, aber dafür umso bereichernde Reise zu mehr Gesundheit und Selbstwertschätzung.
Dabei hole ich meine Klienten auch immer mal mit einer ordentlichen Portion Humor bewusst aus ihren Denkmustern und Komfortzonen heraus. Nicht ganz von ungefähr war eines meiner Lieblingstools in Deiner Ausbildung das provokative Coaching-Element.
Ich biete einen Resonanzraum, um in entschleunigter Atmosphäre ein offenes Aussprechen der eigenen oft diffusen Gedanken und Zweifel im Umgang mit Gewichts- und Ernährungsthemen zu ermöglichen und biete ein befreiendes Gefühl, dabei verstanden zu werden – auf Augenhöhe und mit ganz viel Feingespür und Sensibilität für meinen Gesprächspartner.
… Und damit hast du ja eine klare USP formuliert! Wie lief das so mit der Existenzgründung? Was hat dir geholfen und welchen Herausforderungen hast du gegenüber gestanden?
Aktuell muss ich von meinen Coachings noch nicht leben und coache nur nebenberuflich. Das nimmt natürlich total viel Existenzdruck im Sinne eines harten Business-Modells. Nichtsdestotrotz musste auch ich mich trotzdem erstmal in meiner neuen Rolle finden. Gerade diese anfänglichen Identitätskrisen fand ich ehrlich gesagt ziemlich ätzend und anstrengend, aber im Nachgang lohnenswert und sehr heilsam, weil mir dieser Prozess auch für meine eigene Persönlichkeit nochmal viel Klarheit gebracht hat.
Planst du, mittel- oder langfristig ganz selbständig zu sein?
Mittelfristig noch nicht, weil ich mich im Marketing gerne noch weiter austoben möchte. Langfristig kann ich mir das sehr gut vorstellen. Wat kütt dat kütt: Hier aber eben auch im Gegensatz zum Job ohne künstlichen Zeitdruck. Der Marketeer in mir würde jetzt von einer „organischen Wachstumsplanung“ sprechen. ;-)
Alles zusammen genommen – würdest du den Schritt der Existenzgründung wieder tun?
Ja, immer wieder.
Zum Abschluss: Welchen Tipp kannst du anderen Menschen geben, die über eine Selbständigkeit als Coach nachdenken?
Öfter mal einen Mutausbruch wagen! Raus aus seinem eigenen engen Tunnel und all den selbstgebauten Alltagsicherheiten, um seine eigenen Grenzen austesten. Es geht oft so viel mehr, als man sich anfangs selbst zutraut. Und wenn nicht, geht es wieder anders weiter…
Zu mir hat vor Jahren mal ein ganz kluger Supervisor gesagt, dass uns das Leben trägt, wenn wir es auch zulassen! Damals hab ich noch fast ein wenig verächtlich reagiert. Nach meiner Erfahrung in den letzten Jahren und dem teilweise holprigen, (selbst)zweifelhaften Prozess zur Selbstständigkeit, verstehe und fühle ich inzwischen die Strahlkraft mit dieser Aussage. Damit einher geht immer wieder ein Gefühl der inneren Gelassenheit, der ich so lange hinterhergesucht habe.
Fazit: Was meiner Meinung nach auf jeden Fall nach jedem Coaching-Prozess bleibt, ist die bereichernde Erfahrung und Schärfung der Persönlichkeit. Und auch das hält, neben gutem Essen natürlich, auf Dauer gesund. ;-)