Interviews mit Absolventen, Teil 33: Christina Barandun

Christina Barandun

Lie­be Chris­ti­na, nach dei­ner Coa­ching-Aus­bil­dung bei chan­ge con­cepts hast du dich als Coach selb­stän­dig gemacht. Wann war das genau und was bie­test du genau an? Wer ist dei­ne Ziel­grup­pe? Was macht dich als Coach aus?

Die Coa­ching-Aus­bil­dung war die Ergän­zung zu einer Busi­ness-Trai­ner-Aus­bil­dung, an die ich dann eine Wei­ter­bil­dung zur Chan­ge-Mana­ge­rin und sys­te­mi­schen Orga­ni­sa­ti­ons­ent­wick­le­rin ange­hängt habe. Das sind für mich die Bau­stei­ne, um grö­ße­re Grup­pen mit­ein­an­der in Aus­tausch zu brin­gen, als wäre es ein Ein­zel­coa­ching. Für mich ent­stan­den damit wirk­sa­me Hebel, die mir hel­fen, mit klei­nen Impul­sen Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se in der gesam­ten Thea­ter­land­schaft in Gang zu brin­gen. Dort bin ich aus­schließ­lich und haupt­be­ruf­lich unter­wegs, in öffent­lich geför­der­ten Kul­tur­be­trie­ben und frei­en Grup­pen, und es ist eine täg­li­che Freu­de, mit die­sen impul­siv-flui­de schwin­gen­den Kunst­schaf­fen­den-Grup­pen zu arbeiten.

Wie lief das so mit der Exis­tenz­grün­dung? Was hat dir gehol­fen und wel­chen Her­aus­for­de­run­gen hast du gegen­über gestanden?

An sich lief die Exis­tenz­grün­dung gut, v. a. da ich mich schnell auf eine sehr enge Ziel­grup­pe fokus­siert habe (Künstler*innen in Kul­tur­be­trie­ben). Hilf­reich war eben­falls mei­ne Erfah­rung mit Buch­hal­tung und betriebs­wirt­schaft­li­chen Grund­la­gen, denn vie­le unter­schät­zen, dass wir als Selbst­stän­di­ge alle Aspek­te eines Unter­neh­mens umset­zen müs­sen: Rech­nungs­we­sen, Con­trol­ling, Pro­dukt­ent­wick­lung, Akqui­se & Pri­cing, Mar­ke­ting, PR, Öffent­lich­keits­ar­beit, Arbeits­schutz (s. z. B. Arbeits­zei­ten und Pau­sen), Inves­ti­ti­ons­stra­te­gie und Wei­ter­bil­dung, IT-Kom­pe­tenz, etc. Zu Beginn muss man alle Struk­tu­ren eigent­lich gleich­zei­tig auf­set­zen, was nicht geht und den­noch irgend­wie gehen muss. Und so hilft Zähig­keit, Durch­hal­te­ver­mö­gen und Abstand­neh­men von einem dys­funk­tio­na­len Per­fek­tio­nis­mus, der zu Beginn nur hin­dert. Spä­ter kann man „put­zen“.

Kannst du heu­te von dei­ner Arbeit im Coa­ching leben? Zu wie viel Pro­zent etwa?

Sehr gut.

Alles zusam­men genom­men – wür­dest du den Schritt der Exis­tenz­grün­dung wie­der tun?

Immer wie­der. Mitt­ler­wei­le füh­le ich mich gar nicht mehr rich­tig selbst­stän­dig, son­dern als Teil der Thea­ter­land­schaft durch die inten­si­ve Ver­net­zung. Ich bin ein frei­schwin­gen­der Teil eines Gesamt­ge­bil­des, das der­zeit gemein­sam an den ver­schie­de­nen gesell­schaft­li­chen Trans­for­ma­ti­ons­her­aus­for­de­run­gen arbeitet.

Des­halb habe ich auch zwei Bücher geschrie­ben („Ers­te Hil­fe für die Künst­ler­see­le“ (2018), „Dyna­mic Safe Spaces – der geschütz­te Raum“ (2023)), die hof­fent­lich nie­der­schwel­li­ge, prak­ti­sche Rat­ge­ber sind, für alle, die an Kom­mu­ni­ka­ti­ons­struk­tu­ren arbei­ten möch­ten. Viel­leicht sind sie auch Bau­stei­ne für eine gelin­gen­de­re Trans­for­ma­ti­on… min­des­tens jedoch haben sie mir the­ra­peu­tisch gehol­fen, mein Gehirn zu sor­tie­ren und es von dem Wis­sen und der Erfah­rung zu „befrei­en“, damit ich nun wie­der in neue Zusam­men­hän­ge ein­tau­chen und neu­en Spu­ren for­schend fol­gen kann.

Zum Abschluss: Wel­chen Tipp kannst du ande­ren Men­schen geben, die über eine Selb­stän­dig­keit als Coach nachdenken?

Ich wür­de mich im Kern fra­gen: Was ist mir wich­ti­ger – Frei­heit oder Sicher­heit? In wel­chem Maße? Wie viel Selbst­dis­zi­plin habe ich? Wie sehr bin ich inner­lich ange­bun­den an eine trei­ben­de Idee, die mir in der Frei­heit Struk­tur gibt und intui­ti­ve Wege auf­zeigt, auch wenn ich gera­de panisch auf ein lee­res Kon­to schaue und alle um mich her­um sagen, dass ich den größ­ten Feh­ler mei­nes Lebens mache?

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