Liebe Farahnaz, nach deiner Coaching-Ausbildung bei change concepts hast du dich als Coach selbständig gemacht. Wann war das genau und was bietest du genau an? Wer ist deine Zielgruppe? Was macht dich als Coach aus?
Ich habe im Mai 2018 meine Ausbildung beendet und habe mich dann Ende 2018 selbständig gemacht. 2020 habe ich dann das Anqa-Institut gegründet. Mit dem Anqa-Institut fokussieren wir uns auf 2 Hauptthemen: Zum einen sind wir Spezialisten zum Thema „Resilienz — Stärkung der Widerstandskraft“.
Unseren zweiten Schwerpunkt setzen wir auf das Thema „Interkulturelle Kompetenz“. Unsere Angebote enthalten sowohl Coachings als auch Trainings. So können wir mit unseren Zielgruppen nachhaltig und differenziert arbeiten. Wir bieten unsere Leistungen sowohl an klein- und mittelständische Firmen, aber auch Konzerne, sowie Organisationen und Kommunen an.
Wir unterstützen unsere Kunden bei organisatorischen und teambildenden Fragen und coachen und trainieren die Mitarbeitenden zur Stärkung der persönlichen Widerstandskraft. Auch für das Thema „Interkulturelle Kompetenz“ sind wir für diesen Kundenstamm tätig, dann jedoch hauptsächlich auf internationaler Ebene. Dieses Thema ist aber auch für Menschen wertvoll, die im Rahmen ihrer Arbeit Interkulturalität begegnen. Individuelle Coaching findet dann in der Hauptsache für Menschen mit Hybrid-Charakter statt „Hybrid“ bezeichnet ein Individuum, welches mehrere Kulturen in sich vereint, weil es z.B. mehreren Kulturen angehört bzw. innerhalb mehrerer kulturellen Kontexte zeitgleich lebt. Die Frage der Identitätsfindung spielt da eine wesentliche Rolle.
Neben Coaching und Trainings bieten wir auch Fortbildungen an, welche an unsere Kernthemen gebunden sind. Darüber hinaus agieren wir als Trainingsagentur für weitere Teilbereiche, wie z.B. Kommunikationstrainings. Wir verfügen dafür über ein ausgewähltes, professionelles Trainer: innen-Team und können so, je nach Anfrage und Bedarf unserer Kunden, den passenden Coach und Trainer:in anbieten.
Diesen Bereich bauen wir aktuell weiter aus. Deshalb schaut gerne auf unsere Website: Hier erfahrt ihr einiges über uns, und zudem nehmen wir auch gerne noch gute und motivierte Leute in unser Trainerteam auf. Stellt Euch gerne bei uns vor, wenn ihr Lust habt, mit uns zusammen zu arbeiten.
Wie lief das so mit der Existenzgründung? Was hat dir geholfen und welchen Herausforderungen hast du gegenüber gestanden?
Für mich persönlich war die Einigung und Überzeugung mit mir selbst, dass ich selbständig sein will, ein Prozess. Ich musste mich zunächst sehr genau über Rechtsformen, sowie über finanzielle und steuerliche Dinge informieren. Von Anfang an habe ich mir ein Coaching und Unterstützung geholt, um meine persönliche Nische zu finden. Oliver, Du erinnerst Dich sicher?!
Oh ja, sehr gerne sogar! (lacht)
Dann habe ich meinen Ist-Zustand (Wo stehe ich gerade? Welche Ressourcen sind vorhanden und welche nicht? Wie sehen mein Plan und die Erfüllung dieses Plans aus?) mit meinem Soll-Zustand (erste Teilziele) abgeglichen und dann entschieden, was mit welcher Priorität zu erledigen ist. Zum Beispiel war es für mich anfänglich nicht notwendig eine Marke oder Website zu haben. Dafür benötigte ich jedoch unbedingt ein eigenes Geschäftskonto, sowie ein kleines externes Büro und diverse andere Dinge.
Herausforderungen erlebte ich eher als mentale Herausforderungen: Geduldig zu bleiben und den Überblick bzw. den Fokus nicht zu verlieren, sind Beispiele dafür. Zu arbeiten, aber zeitglich auch „alles andere“ zu organisieren, damit es weitergehen kann, forderte mich von Zeit zu Zeit. Ich war meine eigene Chefin und Putzhilfe zugleich. Das bedarf nicht nur sehr viel Wertschätzung sich selbst gegenüber, sondern auch eine gute Planung und Priorisierung, auch dann, wenn ich mal Lustlosigkeit fühlte oder auch einfach mal krank war.
Kannst du heute von deiner Arbeit im Coaching leben? Zu wie viel Prozent etwa?
Ich habe das große Glück, dass ich mittlerweile zu 100% davon leben kann. Aber es hat schon einige Jahre Zeit in Anspruch genommen und nach „oben“ gibt es immer Potential! 😉
Alles zusammen genommen – würdest du den Schritt der Existenzgründung wieder tun?
Für mich war dieser Schritt eine der besten Entscheidungen meines Lebens! Ich folge damit meiner Leidenschaft. Mein Bedürfnis nach Autonomie ist sehr erfüllt und zugleich erfordert diese Entscheidung sehr viel Eigenverantwortung. Somit bleibt es immer spannend und die immer wieder eintretenden Überraschungen sind zum persönlichen Wachsen sehr wertvoll. Es ist ein Prozess, in dem ich mich sehr entwickeln und mich immer wieder neu entdecken kann. Eine gute Abwechslung zwischen Kontinuität und Abwechslung — genau ein Teil eines mich erfüllenden Lebens.
Zum Abschluss: Welchen Tipp kannst du anderen Menschen geben, die über eine Selbständigkeit als Coach nachdenken?
1) Auf jeden Fall solltest Du 2 Dinge bei Entscheidungen immer im Gleichgewicht halten: Wissen durch Information und das eigene Bauchgefühl. Für mich war es eine innere Ausgeglichenheit, wenn ich mein erworbenes, erweiterndes Wissen mit meinem Bauchgefühl, in dem Uhrvertrauen fest verankert ist, immer und immer wieder abgeglichen habe. Somit ist die Kraft der kognitiven Fähigkeiten in Abstimmung mit den Gefühlen und Empfindungen.
2) Schau Dir genau an, was Dich ausmacht. Wo sind Deine Stärken, wofür brennst Du? Was kannst und willst Du der Welt schenken, ohne dich dabei selbst zu verlieren?
3) Nicht nur Deine Stärken oder Leidenschaft sind notwendig, sondern auch Deine Struktur und eine realistische Kalkulation. Also mach Dir einen Business-Plan. Dabei ist es nicht wichtig, ob Du Existenzgründungesgeld beantragen willst, oder nicht. Plane auch Dein finanzielles Wachstum: realistisch und eher orientiert an den unteren Grenzen.
4) Überlege Dir, was passieren kann, wenn es mit der Selbständigkeit nicht funktioniert. Wo kannst Du dann ansetzen? Du solltest einen Plan B entwerfen und Dir Fristen setzen.
5) Vertraue Dir selbst und laufe nicht falschen Zielen oder Idealen hinterher, wie: Ich muss eine Marke haben. Ich benötige zum Start eine Website und muss wahnsinnig viel Zeit und Geld in Social Media investieren. Lerne von anderen, aber bleibe echt und authentisch, damit Du Deinen eigenen Weg gehen kannst.
6) Informiere Dich über sowohl rechtliche‑, als auch finanzielle Dinge. In Bereichen wie z.B. Marketing bleibe wach und lerne kontinuierlich hinzu.
7) Spüre regelmäßig nach und reflektiere Deine gemachten Pläne. Prüfe: Wo stehe ich? Was brauche ich? Evaluiere Dich selbst!
8) Lass Dich begleiten und nutze externe Ressourcen, in dem Du selbst ein Coaching in Anspruch nimmst, oder Dich z.B. regelmäßig mit Peergroups austauschst, oder… oder … oder… Baue Dir ein gutes Netzwerk!
9) Last but not least: Bleibe resilient!!! 😉
Im Übrigen: Wie bieten Existenzgründungsseminare an, in denen es um die Erstellung und Betrachtung des eigenen Profils, sowie und die genaue, zukünftige Planung geht. 😊 Allerdings machen wir das nicht nur für Coaches, sondern für jeden, der darauf Lust und den Bedarf hat!