Interviews mit Absolventen, Teil 18: Günter Flott

Günter Flott

Lie­ber Gün­ter, nach dei­ner Coa­ching-Aus­bil­dung bei chan­ge con­cepts hast du dich als Coach selb­stän­dig gemacht. Wann war das genau und was bie­test du genau an? Wer ist dei­ne Ziel­grup­pe? Was macht dich als Coach aus?

Naja, genau genom­men bin ich schon selbst­stän­dig gewe­sen, als ich die Aus­bil­dung bei chan­ge con­cepts star­te­te. Mein Ziel war vor allem, mit der Aus­bil­dung mei­ne Tool­box zu erwei­tern. Ich arbei­te seit Anfang 2002 frei­be­ruf­lich. Ich bie­te vor allem Hil­fen bei der beruf­li­chen Ori­en­tie­rung an und gebe über das Coa­ching hin­aus Bera­tung bei der Erstel­lung von Bewer­bungs­un­ter­la­gen. Zu mei­ner Ziel­grup­pe gehört das hier­ar­chi­sche Mit­tel­feld, also Fach- und Füh­rungs­kräf­te, aller­dings noch mit einer Nähe zum ope­ra­ti­ven Bereich. Bran­chen­mä­ßig liegt mir natur­ge­mäß der geis­tes­wis­sen­schaft­li­che und krea­ti­ve Bereich. Nicht zuletzt, weil ich selbst Poli­to­lo­ge bin, frü­her Jour­na­list war und aktu­ell auch als Autor tätig bin. Ich habe einen Rat­ge­ber zur eige­nen Poten­zi­al­ana­ly­se geschrie­ben und arbei­te spo­ra­disch als Tex­ter für Sati­ren. Mei­ne Stär­ken sind mein Humor und mein Ver­stand. Ers­te­res ist gut für die Atmo­sphä­re. Das zwei­te hilft mir, die Kli­en­ten-Anlie­gen schnell ein­zu­ord­nen. Ich bin ziem­lich fix dar­in, beruf­li­che Allein­stel­lungs­merk­ma­le und Talen­te zu erkennen.

Wie lief das so mit der Exis­tenz­grün­dung? Was hat dir gehol­fen und wel­chen Her­aus­for­de­run­gen hast du gegen­über gestanden?

Die größ­te Trieb­fe­der und wahr­schein­lich auch Hil­fe war mei­ne Lust dar­auf, mein eige­nes Ding zu machen und all die ver­schie­de­ne Tätig­kei­ten, die mir Spaß machen, frei und unab­hän­gig von irgend­ei­nem Vor­ge­setz­ten zu kom­bi­nie­ren. Ich plan­te ursprüng­lich eine Misch­exis­tenz aus Jour­na­lis­mus und Work­shops. Nach weni­gen Wochen schon haben Work­shops den Schwer­punkt gebil­det. Mich hat das The­ma Arbeits­markt, Berufs­ori­en­tie­rung und Bewer­bung schnell ange­spro­chen, dass ich mich mehr und mehr nur noch dar­auf kon­zen­triert habe. Und wenn man von etwas begeis­tert ist, erar­bei­tet man sich das auch leicht.

Her­aus­for­de­run­gen sind am Anfang vor allem der Auf­bau von Kun­den. Ich bin nicht gera­de ver­triebs­stark. Aber da muss man durch. Mir hilft, dass ich mir immer klar mache, was ich kann und wor­in ich gut. Dann rede ich mir ein, dass das gera­de kein Ver­kaufs­ge­spräch ist, son­dern nur eine Prä­sen­ta­ti­on. Ref­raming in eige­ner Sache sozusagen.

Eine wei­te­re Her­aus­for­de­rung ist der Umgang mit Geld. Ein fes­tes Ein­kom­men ist im Selbst­stän­dig­keit nie garan­tiert. Man muss mit Auf- und Abschwün­gen leben und auch mal gna­den­los über­zo­ge­ne Kon­ten aus­hal­ten kön­nen. Aber die­se Kri­sen sind auch sehr schön. Gera­de da erfin­det man sich immer wie­der neu, über­ar­bei­tet die Selbst­dar­stel­lung – und dann kom­men wie­der neue Aufträge.

Kannst du heu­te von dei­ner Arbeit im Coa­ching leben? Zu wie viel Pro­zent etwa?

Ja, ich bin aller­dings nicht gut mit Zah­len. Ich ver­mu­te aber deut­lich über 90 Pro­zent. Der Rest sind Text­ho­no­ra­re. Wie gesagt, ich bin 100 Pro­zent Frei­be­ruf­ler. Denn auch die Erlö­se aus Publi­ka­tio­nen basie­ren auf Honorarverträgen.

Alles zusam­men genom­men – wür­dest du den Schritt der Exis­tenz­grün­dung wie­der tun?

Ja.

Zum Abschluss: Wel­chen Tipp kannst du ande­ren Men­schen geben, die über eine Selb­stän­dig­keit als Coach nachdenken?

Ein gut gefüll­tes Rück­la­gen­kon­to bereit­hal­ten, einen Plan B im Hin­ter­kopf haben und eine opti­mis­ti­sche Feh­ler­kul­tur ent­wi­ckeln. D. h. aus Feh­lern ler­nen, aber immer an sich glauben.